Bergbau
Wann wurde der Bergmannsberuf erfunden?
Dies war ein langwieriger Prozess. Die meisten Quellen weisen auf das Ende des 13. Jh. und den Beginn des 14. Jh. hin. Bereits zuvor hatte es natürlich Gruben und Steinbrüche gegeben, allerdings schufteten dort hauptsächlich Verbrecher, Diebe, Häftlinge und Sklaven. Deren Arbeitseffektivität war allerdings gering – es fehlte sowohl an Erfahrung und Praxis, als auch an der nötigen Motivation. Deshalb kamen die Herrscher zu der Erkenntnis, mit dem Einsatz freier Menschen im Bergbau mehr Leistung zu erreichen. Das erste Berggesetz war der sog. Codex Gelnhausen aus dem Jahr 1249, der in der tschechischen Stadt Jihlava verfasst wurde. Der Kodex sah die Bestellung vereidigter Bergleute vor, d.h. Beamte der Bergbauselbstverwaltung, die u.a. Streitigkeiten zwischen Bergleuten und Hauern über die Arbeitsbedingungen regeln sollten. Um das Jahr 1300 dann erließ König Waclaw II ein Bergbaugesetz mit dem Titel „Ius regale montanorum”, in dem von der „Freiheit der Bergleute” die Rede war. Kraft dieser Entscheidung waren die Bergleute ausschließlich direkt dem König gegenüber verantwortlich und bezahlten ihre Steuern direkt an den Herrscher. Das Gesetz bestimmte zudem, dass alles, was in der Erde war, das Eigentum des Königs und nicht des Landbesitzers darstellte. Einfacher gesagt: der Lehnsherr war Eigentümer eines Stück Lands und all dessen, was sich bis zu einer für den Ackerbau erforderlichen Tiefe befand. Alles darunter gehörte dem König.
Kraft dieses Gesetzes hafteten die Bergleute ausschließlich direkt gegenüber dem König und bezahlten ihre Steuern direkt an den Herrscher. Damit wurden sie aus dem Feudalverhältnis gegenüber ihrem Lehnsherren befreit und die königliche Kasse regelmäßig mit Steuern gefüllt. Gleichzeitig wurde dadurch das Ansehen ihres Berufsstands deutlich aufgewertet. Bisher waren sie mit Sklaven, Gefangenen und Häftlingen verglichen worden, die zur Zwangsarbeit gezwungen wurden. Jetzt aber konnte der „freie Mensch“ (d.h. der Bergmann) seinen Arbeitsort selbst wählen, frei durch Europa reisen und durch sein Wissen und seine Erfahrung glänzen. Dieses Privileg führte dazu, dass freie Menschen (heute würde man wohl sagen – aus Privatinitiative heraus) begannen, sich für den Bergbau zu interessieren. Mit der Zeit übernahmen sie die schwierige Aufgabe, die Bergwerke zu verwalten und zu führen. Es entstand ein neuer Industriezweig – dies war die Geburtsstunde der Bergwerksgesellschaften. Die Produktionswerke hingegen wurden nach den Regeln des Kapitalismus betrieben. Im Zuge dessen bildete sich eine komplett neue gesellschaftliche Schicht heraus. Die Bergleute hatten ihre eigenen Gesetze, Gerichte und Privilegien. Sie gründeten Krankenhäuser, Bruderschaftskassen und wurden zu einer neuen Macht, die Menschen in vielen Teilen Europas in Lohn und Brot brachte.
Lasst uns einen kurzen Blick auf die Organisation der Bergwerksgesellschaften werfen. Von oben gezählt umfasste die Bergwerkshierarchie in Erzbergwerken sieben Stufen: Bergbauvorsteher, Bergbauverwalter, Bergbaumeister, Vereidigter, Bergwerksschreiber, Arbeitsschreiber, Bergwerksverwalter, Steiger und Arbeiter, auch Bergmann genannt.
Die Bergbauhierarchie
Bergbauvorsteher – höchster Beamtenrang im Bergbau. Wurde vom König oder Fürsten bestellt und vertrat diesen im Bereich Bergbau und Hüttenwesen in einer großen Region. Verabschiedete Gesetze, trat als höchster Richter in Bergbaufragen auf, verlieh Privilegien und berief neue Beamte. In Angelegenheiten des Bergbaus übernahm er die Macht des König und dessen Würde. Sorgte auch für seine eigenen Interessen – heute könnte man ihn als staatlichen Beamten in einem Privatunternehmen beschreiben, an dem der Staat Anteile besaß.
Bergbauverwalter – war üblicherweise für die Verwaltung einer Bergbauregion zuständig. Sein Kompetenzbereich ähnelte dem des Bergbauvorstehers, allerdings mit geringerem Einzugsgebiet. Fungierte zudem als Vertreter des Königs.
Bergbaumeister – verwaltete eine ähnlich große Region wie der Bergbauverwalter, unterstand aber nicht dem König, sondern der Lokalverwaltung (üblicherweise dem Landrat) und vertrat diesen gegenüber den Bergbaugesellschaften. Er war mit wenigen Ausnahmen für alle Bergleute zuständig. Ausgenommen waren: Beitragseintreiber, Buchhalter, Silberwäscher, Schatzmeister und Münzer. Man erkennt, dass der Bergbaumeister nicht für die Finanzen, sondern für den technischen Betrieb und die Versorgung des Bergwerks zuständig war. Seine Aufgabe war es, die Arbeiten in der Gruber persönlich zu überwachen, die Bergleute zu belehren und Streitigkeiten beizulegen. Er legte Gebühren für die Entwässerung der Bergwerke fest, bestätigte die von den Bergleuten gewählten Steiger und kontrollierte deren Arbeit.
Vereidigte – jeweils zwei in jedem Bergwerk. Sie unterstanden direkt dem Bergbaumeister. Zu den Pflichten der Vereidigten gehörte die Inspektion der ihnen unterstellten Bergwerke. Sie entschieden über den Lohn der Bergleute für die abgebauten Erze, je nachdem ob der Felsen hart oder weich war und ob es Probleme mit dem Wasser gegeben hatte oder nicht. Ihr Ziel war es, gleiche Arbeitslöhne für alle zu erreichen. Außerdem standen sie dem Bergbaumeister beratend zur Seite, der ohne ihre Unterstützung die bergrechtlichen Vorschriften nicht bestätigen durfte. Die Vereidigten mussten sich mit den Abbautechniken gut auskennen.
Bergwerksschreiber – verantwortlich für die Führung der Bergwerksbücher. Der Bergwerksschreiber führte sowohl die Werks- als auch die Rechnungsbücher. Diese wurden in einem mit zwei Schlössern gesicherten Schrank verwahrt – einen davon hatte der Schreiber, den anderen der Bergbaumeister.
Arbeitsschreiber – verwahrte die Bücher mit den Arbeiterlisten und deren Anteilen an den Bergwerken. Im Gegensatz zum Bergwerksschreiber, der dem Bergbaumeister unterstand, war der Arbeitsschreiber dem Bergwerksverwalter gegenüber verantwortlich.
Bergwerksverwalter – war für den Betrieb des Bergwerks zuständig. Prüfte die Ausgaben, sorgte für die Beschaffung und Materialien und überwachte, dass das geförderte Erz entsprechend gelagert und beaufsichtigt wurde. Ihm direkt untergeben war der Steiger, mit dem er die Quartalsberichte über den Verlauf der Arbeiten in dem ihm unterstellten Bergwerk vorlegte. Er musste persönlich beim Einschmelzen des Erzes anwesend sein. Dadurch wurde gewährleistet, dass dem Bergwerk und den Bergleuten keine Nachteile entstanden. Er kümmerte sich zudem um das Vermögen der Bergleute. Die Einkommenshöhe wurde vom Bürgermeister und den Vereidigten festgelegt, wobei die dem Verwalter unterstehenden Bergleute stets zustimmen mussten. Der Verwalter durfte mit dem Steiger nicht verschwägert sein und mit den Bergleuten keine engeren Freundschaften pflegen. So sollte Missbrauch verhindert werden.
Steiger – auch als Aufseher bezeichnet. In jedem Bergwerk gab es für gewöhnlich einen Steiger. Manchmal konnten es auch mehrere sein, insbesondere in größeren Anlagen. Der Steiger war für die Arbeit seiner Untergebenen verantwortlich. Er musste ausgebildeter Zimmermann sein, um das Gerüst aufbauen zu können. Zusätzlich musste er Wissen über die Entwässerung von Bergwerken, die Adern und das Waschen des Abbauguts besitzen. Vor der Schicht gab er Talg für die Lampen und Werkzeug an die Bergleute aus und sammelte dieses nach Schichtende wieder ein. Er trug Sorge für die fleißige und ehrliche Arbeit der Bergleute. Für die Arbeiter war der Steiger die wichtigste Person im Bergwerk. Er war ihr direkter Vorgesetzter und verfügte über großes praktisches Wissen.
Bergmann – Bergarbeiter. Stand ganz unten in der Hierarchie im Bergwerk. Gegenüber der übrigen mittelalterlichen Bevölkerung war er jedoch gut gestellt – er war frei, unterlag nicht dem Feudalrecht und erhielt für seine Arbeit einen festen Lohn. Er musste zwar feste Mitgliedsbeiträge in der Bergwerksgenossenschaft zahlen, nahm gleichzeitig aber auch alle Rechte aus der Mitgliedschaft in Anspruch.
Handwerk
Zu Beginn ein Zitat aus dem Ersten Buch „De Re Metallica Libri XII“ von Georgius Agricola – einem im Jahr 1556 in Basel herausgegebenen Handbuch über den Bergbau und die Metallurgie.
„Viele glauben, der Bergbau sei etwas Zufälliges, eine dreckige Arbeit und überhaupt eine Art Arbeit, die mehr körperlichen Einsatz denn Fertigkeiten erfordert. Ich jedoch, insofern meine Gedanken in die richtige Richtung gehen, bin der Auffassung, dass sich die Sache vollauf anders verhält.
Ein Bergmann nämlich muss sein Handwerk hervorragend beherrschen, um sogleich zu wissen, auf welchem Berg, welchem Hügel, in welchem Tal oder auf welcher Ebene es besser sei zu graben, oder aber dies besser zu unterlassen. Auch muss er die Adern, Äderchen und Steinschichten wohl kennen.
Darüber hinaus muss er viele verschiedene Arten von Böden, Lösungen, Edelsteinen, Steinen, Marmor, Felsen, Erzen und Verbindungen kennen und sollte alle Arbeiten unter Tage beherrschen.
Zusätzlich benötigt er Wissen, wie verschiedene Substanzen untersucht und eingeschmolzen werden können, was an sich bereits sehr vielfältig ist, da Gold und Silber andere Fertigkeiten fordern, als Kupfer, Quecksilber, Eisen, weißes Blei (Zinn), graues Blei (Bismut) und schwarzes Blei (Blei).
Über all diese Fertigkeiten hinaus muss ein Bergmann Künste und Wissenschaften aller Art beherrschen, und dabei insbesondere die Philosophie, um vom Entstehen, den Ursachen und Eigenschaften der unterirdischen Dinge Kenntnis zu haben. So ist es für ihn einfacher und genehmer, gute Adern zu finden und an den Abbaustätten mehr zu fördern.
Zweitens muss ein Bergmann viel über Medizin wissen, um andere Bergleute und Arbeiter zu versorgen und Krankheiten fernzuhalten, die ihnen eher als anderen Menschen drohen, oder falls sie bereits erkrankt sind, um sie selbst zu pflegen oder einen Arzt herbeiholen zu können.
Drittens muss er über die Astronomie Bescheid wissen, um die Himmelsrichtungen zu kennen und die Adern entsprechend selbiger ausfindig zu machen.
Viertens muss er der Vermessung kundig sein, um ausmessen zu können, wie tief der Schacht zum Erreichen des Stollens gegraben werden muss, und um die Grenzen und Ränder des Bergwerks genau ermitteln zu können, insbesondere in der Tiefe.
Weiterhin muss er die Arithmetik beherrschen, um die erforderlichen Ausgaben für Maschinen und Arbeitsstunden berechnen zu können.
Notwendig ist auch Wissen über die Bautechniken, um selbst verschiedene Maschinen und Konstruktionen bauen zu können, oder anderen erläutern zu können, wie diese gebaut werden.
Und schließlich muss er in der Lage sein, die Umrisse der Maschinen aufzeichnen zu können.
Auch sollte er des Rechts kundig sein, insbesondere des Bergrechts, damit er anderen nicht nur nichts wegnimmt, sondern selbst nichts ungünstiges tut und anderen in rechtlichen Fragen mit Rat zur Seite stehen kann.“
Mit anderen Worten:
Ein Bergmann muss Geologe und Mineraloge sein, um Lagerstätten aufzuspüren, korrekt zu beurteilen und die Ressourcen abschätzen zu können. Er muss Alchemist sein, um das Metall aus dem Felsen lösen zu können. Er muss bescheiden sein und Achtung vor der unterirdischen Welt haben. Agricola spricht hier von „Philosophie“, meint aber ein gewisses Mysterium der Unterwelt. Wie die meisten Menschen im Mittelalter waren auch die Bergleute sehr abergläubisch. Daher auch die unzähligen Erzählungen über Gnome, Schätze und viele andere geheimnisvolle Gestalten, die seit Jahrhunderten unter den Bergleuten kursierten. Er muss Barbier sein und Wissen über Heilkunde haben. Er muss die Himmelsrichtungen kennen und Karten erstellen und lesen können (d.h. Kartograph sein). Dazu noch Vermessungstechniker und Mathematiker – das versteht sich von selbst. Er muss Ingenieur sein und sich darin auskennen, wie sich die Kraft des menschlichen Körpers, der Tiere und der Naturkräfte am besten ausnutzen lässt, um die Arbeit im Bergwerk so effektiv wie möglich zu machen. Er muss räumlich denken und sein Wissen anderen vermitteln können, z.B. durch das Aufzeichnen von Vorschlägen und technischen Lösungen. Und schließlich muss ein Bergmann Anwalt und Richter in einer Person sein, um die Gesetze einzuhalten und Streitigkeiten anderer zu lösen.
Nicht schlecht für eine einzige Person. Natürlich zeigte sich schnell, dass ein Einzelner all diesen Aufgaben nicht gerecht wird. So begann man sich, auf verschiedene Handwerke und technische Fachrichtungen zu spezialisieren. Auf diese Weise entwickelten sich einerseits Fachleute in verschiedenen Handwerksdisziplinen, auf der anderen Seite wurden zahlreiche neue Arbeitsplätze für Schüler, Gesellen und deren Helfer geschaffen.
Im Folgen finden Sie eine alphabetische Liste der mittelalterlichen Handwerke, die direkt oder indirekt mit dem Bergbau und Hüttenwesen verbunden sind.
Apotheker – anfänglich ein Mönch, später ein Laie aus der Stadt oder vom Hof, der für die Herstellung von Medikamenten verantwortlich war (nicht zu verwechseln mit dem Kräutersammler). Apotheker stellten jahrhundertelang auch Seife und Kerzen her (Seifensieder, Kerzenzieher).
Bader – leitete das städtische Badehaus, das von den Zünften und Herrschern finanziert wurde. Neben dem Heizen des Wassers, dem Bereitstellen von Seife und dem Saubermachen rasierte er die Männer und riss Zähne aus. In manchen Städten war er zudem verpflichtet, die Bettler zu versorgen. Viele Bürger und fast jedes Dorf besaßen ein eigenes Badehaus.
Barbier – (Frisör) – neben dem Haareschneiden schröpfte der Barbier, ließ Blut ab, zog Zähne, renkte gebrochene und gestauchte Knochen wieder ein und behandelte frische Wunden.
Blasebalgmacher – stellte Gegenstände aus dünnem Leder her, wie Taschen, Säcke, Blasebälge, Lätze, usw., sowie Kleidungsstücke, wie Handschuhe, Lederhosen und Kapuzen.
Brettschneider – Bearbeitete Rundholz mit einer Säge und fertigte Kanten an, um Holzkonstruktionen zu bauen.
Chirurg – „Wundarzt” – nach 1215 ein separater Beruf. Befasste sich mit der Behandlung von Verletzungen, Wunden und Brüchen. Durfte ausschließlich „von außen“ behandeln.
Eisenschmelzer – Metallurg, arbeitete am Schmelzofen.
Erzhauer – Eisenerzhauer. Häufig gleichzeitig Eisenschmelzer.
Erzbergleute – bauten Kupfer-, Blei- und Silbererz ab. Fachleute für Metallurgie.
Freudenhaus (Bordell) – wurde vom Henker geführt (genauer gesagt von dessen Ehefrau). Dort arbeiteten Frauen (meist verurteilte Verbrecherinnen) ihre Strafe ab. Außerdem waren dort auch unfreie Mädchen und „freie“ Frauen auf freiwilliger Basis tätig. Das Freudenhaus unterstand den Ratsherren (in Städten, die sich keinen eigenen Henker leisten konnten, wurde die Existenz des Freudenhauses aus Scham verschwiegen. Deshalb sind keine Informationen über Freudenhausbetreiber überliefert).
Gießer – stellte verschiedene Alltagsgegenstände und Schmuck her – schmolz Metalle in Tiegeln (am häufigsten Messing, manchmal auch Eisen).
Glockengießer – hochspezialisierter Handwerker, der sich mit dem Gießen von Glocken beschäftigte. Die Herstellung von Leuchtern, Kerzenständern, usw., sonstigen Ziergegenständen und Skulpturen diente lediglich dem Nebenerwerb.
Hammerschmied – formte im Eisenhammer Luppe aus den Schmelzöfen zu vollwertigem Stahl. Stellte Knüppel, Stäbe, Stöcke, Bänder und Blech her. In Eisenhämmern wurden mit Wasserrädern betriebene Schwanzhämmer genutzt.
Henker – besonderer Beruf zur Vollstreckung von Urteilen. In mittelalterlichen Städten musste es einen Henker geben, da häufig Menschen zu Prügelstrafen, Folter oder zum Tode durch Erhängen oder Köpfen verurteilt wurden. Teurer „Fachmann“, den sich nicht jede Stadt leisten konnte. War in der Gesellschaft unbeliebt und lebte häufig allein (oder nur mit seiner Ehefrau) außerhalb der Stadt, manchmal als Bordellbesitzer.
Holzfäller – holzte Bäume ab und gewann Holz aus dem Wald für den Haus-, Möbel- und Schiffsbau. Stellte wahrscheinlich bereits beim Abholzen Rohbretter her.
Holzhacker – stellte Brennholz her und zerkleinerte Holzreste, die im Zuge des Absterbens von Altbeständen oder dem Auslichten des Waldes anfielen. Holz war die wichtigste Energiequelle für die Produktion und in den Haushalten (neben Holzkohle).
Köhler – arbeiteten in Siedlungen tief im Wald (meist zusammen mit Ziegelbrennern, Teerbrennern und Schmierhändlern). In Kohlenmeilern (besonderen Öfen) wurde Holz in Holzkohle verwandelt. Diese wurde für die Metallurgie (Eisen, Buntmetalle, Zuschlagsstoffe), das Schmiedewesen und die Haushalte benötigt. Als Nebenprodukt fiel Teer an.
Kräutersammler – sammelte, kaufte und baute Heilkräuter an. Versorgte Apotheker und Ärzte mit den wichtigsten Pflanzenwirkstoffen. Stellte Kräutermischungen her und behandelte bei Bedarf Kranke.
Kutscher (Fuhrmann) – besaß Pferde und einen Wagen und bot Transportdienste rund um die Stadt an: beförderte Brennholz, Baumaterialien und Waren aus den umliegenden Dörfern.
Legelmacher – stellte lederne Behältnisse zur Mitnahme von Getränken auf Reisen her. Später auch hölzerne und metallene Behälter und Legel.
Lehmgräber – baute Lehm in Lehmgruben ab und bereitete die entsprechenden Arten für Maurer, Ziegler, Ziegelbrenner und Töpfer vor. Lehm war einer der wichtigsten Baustoffe: von Fußböden über die Wände von Flecht- und Fachwerkhütten, bis hin zum Verputzen von Steinbrocken in schweren Verteidigungsbauten.
Medikus – an einer Universität ausgebildeter Arzt. Anfänglich ein Geistlicher, Mönch oder eine Nonne – seit 1215 ausschließlich für das „Innere des Körpers“ zuständig, da die Behandlung von Verletzungen und Wunden den Chirurgen vorbehalten blieb.
Nagler – Nagelschmied, der Stifte, Nägel und Klammern zur Fixierung von Holzkonstruktionen anfertigte.
Plumbarius – bearbeitete Blei. Stellte Rohre, Blech, Rinnen etc. her. Lötete Blech und Kupfer mit Blei oder Zinn, verband und baute Wasserohre aus Blei.
Pottaschbrenner – stellte Lauge und Pottasche aus Asche her, der bei der Verbrennung von Holzkohle oder beim vorsätzlichen Verbrennen von Buchenholz zu Asche zwecks Raffinierens von Kupfer und Silber anfiel.
Schmied – stellte in der Schmiede Werkzeug für andere Handwerker her: Beile, Bohrmeißel, Sägen, Sichel, usw. Er schmiedete Hufeisen und beschlug die Pferde, darüber hinaus war er für die Hufpflege zuständig. Fertigte präzise Werkzeuge, Scharniere, Schlösser und Schlüssel an, beschlug Truhen. Einer der wichtigsten Figuren im mittelalterlichen Bergwerk.
Schmierhändler – handelte mit Schmiere und Teer. Schmiere wurde für Wagenräder, zum Schutz von Eisen gegen Korrosion und zur Abdichtung von Holzoberflächen gegen Feuchtigkeit genutzt. Teer benötigte man zum Abdichten von Booten und Kesseln.
Sandgrubenarbeiter – befasste sich mit dem Abbau und Handel mit Sand und Kies zu Bauzwecken. Die besten Sandsorten wurden aus Flüssen gewonnen, wodurch die Flussbette reguliert wurden.
Seiler – stellte Seile, Schnüre und Stricke her.
Teerbrenner – stellte Teer her – eine pechartige Substanz, die bei der Trockendestillation von Holz entsteht. Teer wurde zur Behandlung von Juchtenleder, zur Sicherung von Leder und Holz gegen Schimmel und Insekten, zur Behandlung von Hautkrankheiten bei Mensch und Tier und zum Schutz von Pferdehufen gegen Erkrankungen eingesetzt. Die besten Heileigenschaften weist Teer aus Birkenrinde auf, am beliebtesten war Teer aus Buchenholz.
Töpfer – stellte Tongefäße aller Art her und brannte, emaillierte und glasierte sie.
Wasserträger – lieferte sauberes Fluss- oder Quellwasser an die Werkstätten und Haushalte (zu jener Zeit wurden noch keine Brunnen gegraben).
Ziegelbrenner – klopfte Ton in Holzformen, stellte daraus Rohziegel her und trocknete sie. Ungebrannte Ziegel dienten zum Ausfüllen von Fachwerkwänden sowie zum Bau von Feuerstellen und Öfen usw. Ein Teil der Ziegel wurde gebrannt und beim Bau von repräsentativen Gebäuden genutzt.
Ziegler – stellte Dachziegel aus geeignetem Lehm her und brannte sie. Häufig wurden die Ziegel anschließend zusätzlich glasiert.
Zinngießer – stellte Gegenstände aus Zinn aller Art. Her: Gefäße, Besteck, Leuchter, Kerzenständer usw. Zumeist wurde der Zinn in Form gegossen.